von Jennifer


Folgenden Text fand ich von Jennifer Enthammer, der es genau trifft!

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... vor einem Jahr... 

Vor einem Jahr. Genauer gesagt am 24.12.2019. 

Da war meine Welt noch schwer in Ordnung. 

Wie jedes Jahr ein Tag voller Nervosität, Stress, aber auch Vorfreude und das leichte Prickeln, das  ich seit meiner Kindheit spür, wenn der Hl. Abend naht... Alle Geschenke sind verpackt. Die Taschen zusammengepackt und alles wird ins Auto geladen. Auch in diesem Jahr werden wir 24. und 25.12  wieder im Kreise meiner Familie im Zillertal verbringen.

Noch schnell unter die Brause gehüpft und dann düsen wir los. Und dann beim Duschgel verteilen gspiarst as plötzlich. Der Moment der einfoch alles verändert. Do is a Knedl in da Brust.

Ein Jahr ist das jetz her. Und dieses Jahr hats in sich ghabt, das kann ich euch sagen. 

Den Jänner hab ich damit zugebracht, diesen meinen Knedl 3 mal ultraschallen zu lassen. Ein Mal bei der Gynäkologin, einmal beim Röntgeninstitut und einmal in der Salk, weil es immer ein unklarer Befund war und eigentlich nie so richtig bösartig ausgeschaut hat. Also, weils grad so schön ist, noch eine  Mammografie und eine Stanzbiopsie. 

Die endgültige Diagnose  bekam ich dann  am 04.02. 

"Frau Enthammer, bitte setzen Sie sich, ich habe leider keine guten Nachrichten für Sie..."

BÄÄÄÄÄM Sie haben Brustkrebs.

Die Welt hört auf sich zu drehen.

"I hob Krebs. I hob KREBS. Jetz seh I bald des Gras von unten wachsen. Scheisse, I werd STERBEN. Wos is mit mein Buam? Wos is mit mei Hund? Wem soi I es Göd für mei Begräbnis geben?" und immer wieder "I hob Krebs. Des konn doch net sein. I bin doch no voi jung.  Warum I? Krebs kriagn doch nur oide Leit."

Dies ist ein kleiner Auszug aus den Gedankenfetzen, die mein gesamtes Denken in diesem Moment komplett übernommen haben. 

Der Arzt redet und redet, zeichnet und erklärt. Keine Ahnung was. Mein Hirn hat sich abgekapselt. Ich bin nur noch physisch anwesend. Mit den Worten "Danke, dass Sie es so gefasst aufgenommen haben" entlässt er mich. "Was für ein taffes Mädel" denkt er sich. Das der Boden unter mir schwankt und ich fast gegen den Türstock gerannt wäre, wenn mein Bär mich nicht gestützt hätte, bemerkt er glaub ich nicht... 

So beginnt also mein Jahr 2020. Für viele das Corona Jahr. Für mich das Brustkrebs Jahr. Corona ist nur eine lästige Begleiterscheinung. 

Vieles habe ich dieses Jahr geschafft. Viele Erkenntnisse gewonnen. Viele Tränen geweint, aber auch sehr viel gelacht. 

Ich danke den Menschen, die für mich da waren. 

Zu jeder Tages und Nachtzeit. In den dunklen Zeiten trennt sich die Spreu vom Weizen. 

Ich wünsche jedem Morgen ein Frohes Fest. Besinnt euch auf das was wirklich wichtig ist. Die Menschen die mit euch am Tisch sitzen. (Oder das vielleicht dieses Jahr coronabedingt nicht können) Seid dankbar dafür, dass es sie gibt und habt euch lieb.